Mit Gegenpressing zum dominanten Spiel
Aktuelle Taktik Trends
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Warum Gegenpressing?
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Maßnahmen in allen Spielphasen
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Wie trainiert man Gegenpressing?
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25 effektive Spielformen
Autor: Steven Turek
Redaktion: Peter Schreiner
Layout: Oliver Schreiner
Herausgeber: Institut für Jugendfußball
Seiten: 69
Abbildungen: 52
Vorwort von Steven Turek
Liebe Trainerinnen, Liebe Trainer,
was haben viele erfolgreiche Mannschaften der letzten Jahre, wie Bayern München, FC Barcelona oder Borussia Dortmund gemeinsam? Sie haben alle einen funktionierenden Mechanismus nach Ballverlusten, den Ball schnellstmöglich wieder zurückzuerobern – das Gegenpressing!
Gegenpressing hat sich seit Jahren nicht nur als Begriff durchgesetzt, sondern ist heutzutage ein Kennzeichen für eine moderne und vor allem vollständige Fußballtaktik. Viele Jahre hat sich das Taktiktraining damit beschäftigt, mit und gegen den Ball zu spielen. In den letzten Jahren bewegte sich das Taktiktraining zunehmend in den Bereich des Umschaltverhaltens!
In diesem Buch bringe ich Strategien für den Ballbesitz mit Strategien für das Umschaltverhalten zusammen. Denn die Grundlagen für eine erfolgreiches Ballrückgewinnung werden im Ballbesitz gelegt.
Darüber hinaus gibt es Optionen für Ihre Mannschaft nach einer erfolgreichen Balleroberung aber auch einen Plan B, wenn Gegenpressing misslingt.
Im Praxisteil präsentiere ich 25 Trainingsformen und gehe auf Besonderheiten imTraining ein.
Ich hoffe, Ihnen damit wertvolle Anregungen für ihre Trainingspraxis geben zu können und dazu beitrage, dass sie mehr Spiele gewinnen können.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Steven Turek
Mit Gegenpressing zum dominanten Spiel (Ausschnitt)
Gegenpressing trainieren
Wer Gegenpressing trainiert, muss es spielerisch tun!
Trainiert eine Mannschaft Schwerpunkte wie zum Beispiel den Spielaufbau, lassen sich unterschiedlichste Übungen, kleine und große Spielformen finden. Gegenpressing kann ausschließlich in Spielformen trainiert werden! Da es sich um eine Situation handelt, die sich ausschließlich im Spielkontext wiederfindet (nämlich ein Ballverlust), ist es schwierig passende Übungen (Übungen sind alle Abläufe ohne Gegenspieler) zu finden. Um Gegenpressing zu erleichtern oder zu erschweren, bedarf es der Kreativität des Trainers, der Spielformen gestaltet und coacht. In den folgenden Abschnitten finden Sie passende Anregungen, um Gegenpressing möglichst variantenreich zu trainieren.
Den Ballverlust ansteuern!
Da gerade der Moment im Fokus steht, in dem es zu einem Ballverlust kommt, wird dieser Ballverlust in allen Trainingsformen provoziert werden. Um als Trainer dies geeignet herstellen zu können, bedarf es einiger Steuerungselemente.
Zeitbegrenzung für Angriffe/Ballbesitz!
Hat eine Mannschaft einen begrenzten Zeitraum, um einen Angriff durchzuführen, kommt es häufiger zu hektischen oder überhasteten Aktionen, sodass ein Ballverlust wahrscheinlicher wird.
Ballkontakte vorgeben!
Gibt der Trainer den Spielern eine bestimmte Anzahl an Ballkontakten vor, führt dies regelmäßig zu einer erhöhten Zahl von Ballverlusten. Eine begrenzte Zahl an Ballkontakten (also direkt oder zwei Kontakte) führt, gerade unter erhöhtem Raumdruck zu Abspielfehlern. Dieser Fehlpass ist der Auslöser für Gegenpressing.
Gegenpressing vorleben!
Nicht nur Ihre Spieler müssen bei Ballverlusten schnell umschalten, auch Sie als Trainer müssen das. Auch für den Trainer heißt es, Ballverluste als Chance wahrzunehmen und nicht einen Schuldigen für den Ballverlust auszumachen. Darüber hinaus erfordert diese Spielweise ein hohes Maß an Einsatzbereitschaft, Willen und Aggressivität. Diese Attribute lebt ein erfolgreicher Trainer vor – sei es durch aggressive und laute Coachings oder beispielsweise durch das Zeigen von vorzeigbaren Spielszenen. Es gilt der Leitsatz „Der Spieler zeigt, was der Trainer vorlebt und/oder einfordert“. Stellt der Trainer seine Denkweise darauf ein, dass nach Ballverlusten aggressiv gejagt wird, tun es früher oder später ebenso die Spieler.
Trainingsformen
Passspiel in der 4er Gruppe
Ablauf: Drei Gruppen á vier Spieler passen sich untereinander jeweils einen Ball zu. Sobald der Trainer eine Farbe ruft, spielt diese Gruppe auf ihre Tore (in der Zeichnung: Ein grünes Stangen- und Minitor) und die beide anderen Mannschaft versuchen, den Ball zu erobern, um auf ihre eigenen Farben zu kontern (Minitore werden z.B. mit Leibchen farbig markiert).
Coaching: Bevor der Trainer eine Farbe ruft, müssen sich die Spieler orientieren, wo sich alle anderen Bälle befinden. Damit sichern sie ab, dass sie im Moment des Kommandos, Druck auf den Gegenspieler ausüben können.
Variation: Eine Mannschaft spielt auf die jeweils gegnerischen Tore (also Rot spielt auf die blauen und grünen Tore und so weiter.)
4 gegen 2 Variationen
Ablauf: In einem 10 mal 10 Meter großen Feld wird 4 gegen 2 gespielt. Erobert ein blauer Spieler den Ball, verlässt er die defensive Rolle und wird Offensiv. Der rote Spieler, der den Ball verloren hat, wird Verteidiger. Spielt Rot 4 erfolgreiche Pässe, muss Rot in ein anliegendes Quadrat wechseln.
Coaching: Blau beachtet alle Prinzipien des Verteidigens zu zweit. Des Weiteren ist der Felderwechsel eine gute Möglichkeit eine Pressingsituation herzustellen, da ein roter Spieler den Ball in geschlossener Stellung erhält.
Variation: Nach einem Ballverlust darf Rot den Ball zurückerobern. In dem Fall kommt es erst zu einem Aufgabenwechsel, wenn Blau es in ein anliegendes Quadrat schafft (durch ein Dribbling oder Pass).
5 gegen 5 gegen 5
Ablauf: Im markierten Feld spielt Rot gegen Blau 5 gegen 5. Erzielt Rot ein Tor, behalten sie den Ballbesitz am eigenen Tor. Verliert Rot den Ball, sprinten die Spieler in die Tiefe neben das gegnerische Tor, Grün startet in das Feld und Blauversucht, ein Tor zu erzielen. Beim nächsten Ballverlust sprintet Blau aus dem Feld, Rot kommt wieder rein und Grünversucht, ein Tor zu erzielen.
Coaching: Trotz des gegebenenfalls großen Abstands zum Ballbesitzer, soll Druck auf den Ballführer hergestellt werden. Gezielt trainiert wird das Anlaufen, Abstoppen und Druck herstellen.