Pressingspielformen
Aktuelle Taktik Trends
Mit Intensitäten Spieler und Mannschaften entwickeln
-
Ausbildungs- & Entwicklungsgrundsätze
-
15 Individuelle Spielformen
-
10 Kleinspielformen
-
10 Großspielformen
-
Coaching - Prinzipien - Tipps & Hinweise
Autor: Steven Turek
Redaktion: Peter Schreiner
Herausgeber: Institut für Jugendfußball
Seiten: 60

Vorwort von Steven Turek
Liebe Trainerkolleginnen, Liebe Trainerkollegen,
der Weltfußball bietet für alle Spiel- und Denkarten eindrucksvolle Beispiele. Verfechter des wundervollen und anspruchsvollen Kombinationsfußballs verlieren sich beim FC Barcelona der 2010er, Anhänger des pragmatischen Ergebnisfußballs richten ihren Blick eher auf Mourinho oder Simeone.
Alle Ideen rund um Pressing und Gegenpressing sowie intensiven Spielstil finden ihr Abbild beim FC Liverpool und rund um die RB-Vereine und deren Trainer.
Unabhängig von Stilfragen und unterschiedlichsten Vor- und Nachteilen dieser Fußballideen lassen sich allerdings auch objektive Entwicklungsideen ableiten und praktisch formulieren. So ist es erwiesen, dass Menschen grundsätzlich an der Umgebung lernen, der sie ausgesetzt sind.
An dieser Stelle setzt dieses Heft an!

„Grundsätzlich denke ich, dass man Pressingmaßnahmen mit jeder Mannschaft ergreifen kann, ergreifen muss.“ - Peter Krawietz, Co Trainer von Jürgen Klopp
Man versetze sich bildlich in einen Spieler, der es im Training ausschließlich gewohnt ist, mit maximaler Intensität angelaufen und unter Druck gesetzt zu werden. Wie werden sich solche Spieler entwickeln?
Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als ein gutes Spiel mit wenig Kontakten, ein gutes Dribbling und eine gute Spielübersicht zu entwickeln. Aus diesem ständigen „Kampf“ zwischen Angreifen und Verteidigen entspringt eine andauernde und gegenseitige Entwicklung.
Grund genug, sich diesem Thema genauer zu widmen und in diesem Heft insgesamt 35 Spielformen mit dem Schwerpunkt “Pressing“ zu präsentieren. Mit dem Ziel, dieses zu verbessern und gleichzeitig das Gegenteil zu erreichen!
Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und Austesten im Training!
Steven Turek
Pressingspielformen (Ausschnitt)
Pressing und Intensität richtig coachen
Keep Score – Das Ziel vor Augen
Die Zielstellung innerhalb einer Spielform ist von entscheidender Bedeutung. Sie setzt den Prozess in Gang, anhand derer Spieler lernen und sich entwickeln. Aus diesem Grund bietet es sich an, dieser Zielstellung nachhaltig Bedeutung zu verleihen. Hierbei reicht es eben nicht, lediglich am Ende der Spielform einen Sieger zu küren. Bereits während der Spielform sollte immer wieder darauf hingewiesen werden, wie beispielsweise der aktuelle Spielstand ist. So lassen sich auch alle Spielformen dieses Hefts direkt in Wettkämpfe mit einem Gewinner und einem Verlierer umwandeln. Gleichzeitig schärft dies nicht nur den Fokus für die vorgegebene Aufgabe, sondern schafft auch eine Haltung des “Gewinnen-Wollens“ bei jedem einzelnen Spieler. Und auch wenn Spaß und Freude die Grundlage jeder Motivation sein sollten, können Akzente in diese Richtung erfolgreiche Impulse setzen.
"I love players who love to win. Not only in 90 mins but every day, every training session, in every moment of their lives." - Jose Mourinho
Vorleben & Einfordern
Pressing, und gerade die Intensität im Pressing, ist kein rein sachliches Thema. Wir alle assoziieren und kennen Pressing, gepaart mit einer hohen Emotionalität. Beobachtet man beispielsweise Jürgen Klopp, so gewinnt man schnell den Eindruck, dass er von der Seitenlinie aus als zwölfter Pressing-Spieler agiert. Dieses positive Maß an Verrücktheit und zum Teil auch “Über-die-Stränge-Schlagens“ sind ebenfalls Aspekte, die im Training vermittelt werden sollten.
Ein gutes Beispiel hierfür ist das Foulspiel. Natürlich möchte man keinen Spieler und keine Spielerin dazu erziehen, regelmäßig Foul zu spielen. Wie aber in allen Dingen müssen Spielerinnen und Spieler ihre Grenzen kennenlernen. Und dies geht eben nur, wenn das Maß an Zweikampfhärte auch einmal überschritten wird. Der Optimalfall sieht eine sehr harte, aber faire Umgangsweise innerhalb des Teams vor, in der sich alle Spieler gegenseitig in allen Bereichen herausfordern und von der alle profitieren. Selbstredend sollte dies mit zunehmendem Alter gesteigert werden und in jüngeren Altersklassen eine untergeordnete Rolle spielen.
In der praktischen Anwendung des Coachings reicht es dabei schon häufig, das Verteidigen als solches in den Vordergrund zu stellen. Legt der Trainer häufig Wert auf defensive Aktionen und defensive Prinzipien wird dies auch in der Wahrnehmung der Spieler wichtiger.
SpIt #3: 1 vs. 3 - Druck ausüben, Reihen zurückerobern

Organisation und Ablauf
Das markierte Feld wird in zwei Hälften geteilt. Der Trainer spielt einen Ball auf zwei Angreifer in der oberen Hälfte ein. Ein Verteidiger und ein weiterer Angreifer warten auf der Mittellinie. Mit dem Anspiel muss der Verteidiger Druck ausüben. Ziel der offensiven Spieler ist der mittlere Spieler. Dieser muss den ersten Kontakt auf der Linie nehmen. Ziel ist ein Dribbling über die untere Linie gegen den nachlaufenden Verteidiger.
Coachingpunkte und Tipps
1.Spielfeldgröße und Passdistanzen bestimmen den Schwierigkeitsgrad der Spielform.
2. Der Verteidiger kann im Hinterkopf immer einberechnen, dass er überspielt werden wird.
3. Trotzdem bleibt das Ziel, das Zuspiel in die Tiefe gar nicht erst zuzulassen.
KSF #2: 4 vs. 4 + 1 - Druck ausüben

Organisation und Ablauf
Das Spielfeld wird in zwei Hälften aufgeteilt. Die verteidigende Mannschaft wartet auf Höhe der Mittellinie oder in der eigenen Hälfte. Das Ziel der grünen Mannschaft ist ein Dribbling oder ein erreichter Pass über die letzte Linie. Mit dem ersten Anspiel ins Feld startet die Spielform. Erlaubt sind nur flache Pässe und Dribblings. Erobert Rot den Ball, dürfen sie auf die Minitore kontern. Abseits ist auf Höhe der Mittellinie.
Coachingpunkte und Tipps
1. Je nach Spielfeldgröße ist diese Spielform schwer für die offensive Mannschaft.
2. Um es nachhaltig einfacher zu gestalten können hohe Pässe oder Chippässe erlaubt werden.
3. Jetzt kann die verteidigende Mannschaft nicht einfach ins Pressing gehen, sondern muss auch den Rücken und die Tiefe verteidigen.
4. Sollte die verteidigende Mannschaft kaum ins Pressing gehen, kann die Regel eingeführt werden, dass auch drei Pässe ein Punkt für die offensive Mannschaft darstellen.
GSF #2: 7 vs. 7 + 3 - Reihen verteidigen, Reihen verändern, Mannorientierung

Organisation und Ablauf
Ein Spielfeld zwischen beiden Strafräumen wird in Drittel aufgeteilt. In jedem der Drittel befindet ein neutraler Spieler. Spielstart ist im mittleren Drittel. Genutzt werden dürfen alle neutralen Spieler, so auch der im Abseits stehende offensive neutrale Spieler. Bekommt dieser neutrale Spieler den Ball, so darf er nicht selbst ein Tor erzielen. Für alle anderen Spieler gilt die Abseitsregel.
Coachingpunkte und Tipps
1. Durch die Möglichkeit, frei die Tiefe anzuspielen und sogar die Abseitsregel zu umgehen, ist das Verteidigen auf einem höheren Niveau nötig - vor allem innerhalb zweier Prinzipien.
2. Zum einen kann ein langer Ball durch hohen Druck auf den Ballführer verhindert werden.
3. Zum anderen müssen die Spieler bereit sein, Reihen zurückzuerobern, wenn der neutrale Spieler in der Tiefe im Abseits angespielt wird.
4. Diese Spielform erhält dadurch eine sehr hohe Dynamik und Intensität.